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Eines der Themen im Yoga ist Tapas. Tapas bedeutet Leidenschaft, Lebensdrang, Durchhaltevermögen und Selbstdisziplin. Im Zuge dieser yogischen Betrachtungsweise konnte ich erkennen, dass ich diese Leidenschaft mehrmals in meinem Leben ganz intensiv spüren durfte: Beim Tanzen fühle ich mich frei und kann tief in die Bewegung eintauchen und mich mit dem Rhythmus verbinden, eins mit ihm werden. Bergwandern erzeugt ebenfalls wunderbare Gefühle der Freiheit, Unbeschwertheit und des Glücks. Reisen weckt das Abenteuer in mir, ein Kribbeln der Begeisterung und Freude. Mein Lachen kann mich zu Boden zwingen, meinen ganzen Körper durchdringen und viele Tränen hervorzaubern. Wunderbar! Es ist das Gefühl der Lebendigkeit, vor allem in  Form von Bewegung, das mich fasziniert und erfüllt. Daher machen mir die folgenden Aktivitäten ebenfalls Spaß: Langlaufen, Schi fahren, Schitouren, Rad fahren und Segeln. Das Erlernen von Sprachen und Lesen zählen ebenso zu meinen Hobbys.

 

Was meinen beruflichen Werdegang betrifft, so startete ich mit dem Lehramtsstudium für Französisch & Geografie. Noch im Studium sagte meine Tochter Nina „hallo“, nach dem Abschluss mein Sohn Alex. Dazwischen begann ich die Arbeit als Ordinationsassistentin in der Praxis meines Mannes. Insgesamt eine sehr intensive Zeit, vor allem, als sich dann mitten in der Hausplanung mein drittes Kind Max ankündigte. Da kommt man gerne mal an seine Grenzen – aber ich war ja jung, da geht das schon. Ich bin schließlich jemand mit Durchhaltevermögen. Was ich aber immer spür(t)e, war und ist die Leidenschaft - die Liebe -  für meine Familie: für meinen Mann ebenso wie für meine Kinder.

 

Vor rund zwei Jahren hatte ich mein ganzes Tapas verpulvert. Ich fühlte mich erschöpft und ausgelaugt vom niemals pausierenden Tun und vom nicht zu bändigenden Gedankenstrom und sehnte mich nach Ruhe und innerem Frieden. Der Wunsch ging in Erfüllung, aber der Weg dahin war lang und steinig. Zunächst brachte mich ein Schicksalsschlag zum absoluten Stillstand.

 

Nur ganz ganz langsam gelang es mir, das Leben als einen Lernprozess zu betrachten und zu erkennen, dass ich keine Kontrolle über viele Ereignisse habe und mich daher vor schmerzhaften Erfahrungen nicht mehr fürchten oder vor ihnen weglaufen muss.

Ich habe gelernt und erkannt, dass der Glaube an meine eigene Kraft sie immens verstärken und ich durch die Macht meines Willens sehr viel erreichen und verändern kann. Yoga war ein Weg, durch den sich mein Blickwinkel auf viele Bereiche meines Lebens veränderte.

Dank der Geduld, die ich auf meinem beschwerlichen Weg lernen durfte, meines Durchhaltvermögens, meines starken Willens, meiner Disziplin und meiner positiven bejahenden Lebenseinstellung gelang es mir – mit Hilfe – mein Vertrauen ins Leben zurückzugewinnen.

 

Ich übe mich darin, nicht an irgendwelchen Ereignissen – positiv oder negativ – festzuhalten, um im gegenwärtigen Moment präsent zu sein, Dinge loszulassen, das Leben so anzunehmen, wie es ist, und zu beobachten, dass sich alles in ständiger Veränderung befindet. Menschen und Ereignisse nicht zu bewerten ist ein weiterer wesentlicher Faktor in dieser Entwicklung. Innehalten und Pausen sind wertvolle Zeiten im Tagesverlauf, und Stille ist nicht mit Stillstand gleichzusetzen. Wer kennt nicht den Ausspruch „In der Ruhe liegt die Kraft“! Die besten Ideen entstehen oft aus der Muße. Ich erliege nur mehr wenig dem Versuch, mein Leben mit möglichst vielen Erlebnissen vollzustopfen, sondern nehme mir mehr und mehr die Zeit, das Erlebte auch zu genießen. Dadurch fühle ich mich nicht mehr im Hamsterrad. Das „immer mehr, immer besser, immer schneller“ ist einer bewussten Achtsamkeits- und Dankbarkeitspraxis gewichen. Ich spüre und höre auf meine Intuition und erkenne, was wirklich wichtig ist in meinem Leben.

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Auf einmal sah ich ganz deutlich, dass ich mich auch beruflich verändern musste. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung entschloss ich mich zur Yogalehrer-Ausbildung. Seit 2016 praktiziere ich Yoga und habe erfahren, dass die Körperübungen nur ein Teil davon sind. Die positive Philosophie dahinter faszinierte mich zunehmend sowie der Ansatz, den Körper in seiner Ganzheit – physisch, mental, seelisch – zu betrachten. Durch die Vertiefung im Rahmen der Ausbildung kann ich nun auf eine neue Leidenschaft blicken – mein Feuer brennt wieder!

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